Ökolüge Palmöl

 

Waldbrände, Vertreibung von Menschen, Ausrottung der letzten Tiger und Orang-Utans -dies sind nur einige wenige Beispiele für die schädlichen Auswirkungen der Palmölproduktion. Was als gute Alternative zu tierischen Fetten oder Erdöl und als Idee der Nachhaltigkeit begann, ist inzwischen in das genaue Gegenteil umgeschlagen – eine Umweltzerstörung gigantischen Ausmaßes!

Unter Mitarbeit des WWF wurde 2004 der so genannte „Round Table on Sustainable Palm Oil“ –„Runder Tisch für nachhaltiges Palmöl“, kurz RSPO, gegründet. Damit sollen Mindeststandards für den nachhaltigen Palmölanbau gesetzt werden. Jedoch wird in der Realität weder die Abholzung von Regenwäldern noch die Rodung von Torfgebieten verhindert.

Die rund 400 Mitglieder dieses freiwilligen Zusammenschlusses, der nicht zu verwechseln ist mit einem Bio- oder Ökosiegel, bürgen für nachhaltige Produktion: keine Plantagen in Naturreservaten, keine Abholzung von Regenwäldern! Rund 1,5 Millionen Tonnen Palmöl der insgesamt nach Europa importierten 5,5 Millionen Tonnen stammen aus RSPO-zertifiziertem Anbau.

NGOs (Non-Governmental-Organization = Nicht-Regierungsorganisation) wie zum Beispiel Greenpeace werfen der Palmölindustrie vor, sie würde sich mit Hilfe des RSPO nur ein „grünes Deckmäntelchen“ überstülpen. Die Kriterien seien zu schwammig, die Handelswege schwer nachvollziehbar. Eine stichhaltige Kontrolle sei fast unmöglich. Es gibt derzeit keine wirklich verbindliche Zertifizierung, lediglich Willensbekundungen und eine Prinzipienliste. Immer wieder wird bekannt, dass Firmen des RSPO illegal weiterroden. Der RSPO hat bei Nichteinhaltung der Richtlinien keinerlei Sanktionsmöglichkeiten.

Der WWF bewertete in seinem großen Palmöl-Check von 2013 noch viele Hersteller positiv, die RSPO-Palmöl nutzen.

"Palm-Scorecard 2013"

Greenpeace hingegen ist – wie wir auch- der Meinung, dass der RSPO in keinster Weise ausreichend ist und sieht ihn demnach deutlich realistischer und somit kritischer.

"Certifying Destruction"

 

Der RSPO oder andere Zertifizierungssysteme großer Firmen sind keine zukunftsfähige Lösung für den Umgang mit unserer Umwelt und ihren Ressourcen. Im Gegenteil: Unter dem Deckmantel angeblich „nachhaltiger“ Maßnahmen werden weiterhin Wälder gerodet, Lebensräume zerstört, Tiere getötet. Zertifiziert wird damit nur das Greenwashing der entsprechenden Produzenten. Ob mit oder ohne Siegel, Palmöl zerstört immer Lebensraum! Jede Firma, jeder Handel, jedes große Unternehmen, das die Verantwortung von sich weist und weiterhin Palmöl oder Produkte mit ebensolchem bezieht, macht sich mitschuldig! Und nicht nur das: Verbraucher werden unbewusst an illegalen und verbrecherischen Handlungen beteiligt.

Nachhaltigkeit sieht anders aus!

WWF hat ebenfalls erkannt, dass die Kriterien des RSPO verschärft werden müssen und neue Richtlinien formuliert! Leider ist das Bemühen des WWF zum größten Teil gescheitert. Der Widerstand der Palmöl-Produzenten war zu groß!

Die Forderung des WWF nach weiterführenden Maßnahmen richtet sich nun gezielt an deutsche Unternehmen. An diese wurde eindringlich appelliert, zusätzlich zu RSPO-zertifiziertem Palmöl weitere Anforderungen (z.B. Vermeidung gefährlicher Pestizide, keine Plantagen auf ehemaligen Torfwäldern) an die Produzenten zu stellen.

Unserer Meinung nach genügt das nicht!

Der Konsument hat es in der Hand: Wir empfehlen, wo immer es möglich ist, auf Palmöl zu verzichten! Denn die propagierte Nachhaltigkeit ist ein Betrug!

Die Ökolüge

Das wahre Ausmaß ökologischer Katastrophen bedingt durch das explosionsartige Wachstum der Palmöl-Branche bleibt uns oft verborgen, da wir nicht direkt betroffen sind:

CO2-Emissionen: Damit Ölpalmen auch auf Torfböden wachsen können, müssen diese entwässert werden. Die Entwässerung von tropischem Torfboden bis 1 Meter Tiefe setzt bereits Emissionen von 80-100 Tonnen CO2 pro Hektar jährlich frei (selbst für den geringeren Wert von 80 Tonnen CO2könnte man 13-mal um die Erde fliegen). Die Auswirkungen von Bränden durch den leicht entzündlichen Torf sind bei dieser Rechnung noch nicht einmal mit einbezogen. Indonesien ist dadurch auf den 3. Platz der Länder mit dem höchsten CO2- Ausstoß gerückt.

Lebensraumvernichtung: Ein Beispiel aus vielen: Im Zeitraum zwischen 2009 und 2011 wurden nahezu zwei Drittel der Tiger-Habitate auf Sumatra durch Papier- und Palmölplantagen zerstört. Im gleichen Zeitraum wurden auf Borneo rund 140.000 Hektar Orang-Utan-Habitat abgeholzt: ein Gebiet, fast so groß wie London.

Landraub: Um Palmölplantagen anlegen zu können, werden indigene Völker, Anwohner und Kleinbauern oft mit Gewalt vertrieben, um deren Ländereien nutzen zu können. Angekündigte Arbeitsplätze oder Sozialprojekte wie Schulen oder Krankenhäuser werden entweder gar nicht umgesetzt oder nur für Plantagenarbeiter oder Leute die freiwillig ihr Land abgeben und kooperieren. Jedoch werden diese oft nur errichtet und nicht mehr unterhalten, sobald die Plantage einmal angelegt ist.

Umweltschädigung: Brände zur Rodung von Waldflächen bei der Anlage von Plantagen, ob unbeabsichtigt oder illegal, führen zu riesigen zerstörten Flächen und gesundheitlichen Schäden für die Menschen in der Region. Entwässerung von Gebieten entzieht auch umliegenden Gegenden das Wasser; die Folge: Lebensraum wird unbewohnbar. Zudem benötigen Palmenmonokulturen, einen starken Einsatz von überwiegend gefährlichen Pestiziden und Düngemitteln. Die dort verwendeten Mittel sind in den USA und Europa zu weiten Teilen verboten. Abfälle und Pestizide verseuchen die Gewässer, von denen auch die umliegenden Bauern bzw. die Bevölkerung leben. Das Wasser ist dann einerseits gesundheitsschädlich, andererseits können in den Gewässern keine Fische mehr leben. Dies beschränkt wiederum die Nahrungsmöglichkeiten für Anwohner, die aufgrund der Plantagen eh oft genug schon keinen Ackerbau mehr betreiben können. In vielen Fällen gibt es aber für die lokalen Bewohner gar kein Wasser mehr, da Palmölplantagen einen enormen Wasserbedarf aufweisen. Besonders Jungpflanzen müssen täglich bewässert werden. Im tropischen Gürtel schränkt diese Form der Bewässerung die Ressource Wasser für andere Lebewesen stark ein oder macht sie unzugänglich.

Beschleunigung des Artensterbens: Der Bestand des Borneo-Orang-Utans ist seit den Neunzigern um etwa zwei Drittel reduziert worden, das Überleben der Art wird als „stark gefährdet“ eingestuft. Besonders kritisch ist es für den vom Aussterben bedrohten Sumatra-Tiger mit noch etwa 400 Exemplaren in freier Wildbahn. Auch andere gefährdete Arten die bereits auf der Roten Liste der International Union for Conservation of Nature stehen, wie z.B. Drills, Waldelefanten oder Stummelaffen, sind durch den Anbau von Palmöl in Gefahr. Fast immer ist die Zerstörung des Lebensraums der Hauptgrund für die Reduzierung der Art. Selbst wenn Tiere nicht sofort umkommen bzw. umgebracht werden, die natürlichen Migrationsrouten von Individuen zueinander oder in neue Territorien zerstört und das Futterangebot eingeschränkt oder abgeschnitten. Ein Fortbestehen der Art ist somit nicht mehr gegeben.

Gesetzesbruch: Palmölplantagen werden zum Teil illegal in Schutzgebieten angelegt, diese werden großflächig abgeholzt . Und obwohl Brandrodung offiziell verboten ist, gibt es immer wieder Brände in Gegenden, in denen Palmölplantagen angelegt werden. In Indonesien werden zudem Torfmoorböden zur Anlage von Plantagen verwendet, dies ist ab einer Tiefe von 3 Metern laut indonesischem Gesetz illegal. Die Plantagen werden oft genug trotzdem angelegt.

Beispiele für Gesetzesbruch gibt es aber nicht nur in Asien, sondern überall dort, wo Palmöl angebaut wird. So z.B. auch in Afrika, genauer Kamerun: Die Anwesenheit von Herakles Farms, einem bedeutenden Palmölproduzenten, geschah von Anfang an unter Missachtung kamerunischer Gesetzgebung. Bis heute regt sich starker Widerstand gegen die rücksichtslosen Vorgehensweisen des Großkonzerns.

Menschenrechtsverletzung: Für den Pestizideinsatz auf Plantagen bekommen Arbeiter in der Regel keine Schutzkleidung, sie sind den schädlichen Einflüssen schutzlos ausgeliefert. Frauen werden häufig sexuell belästigt und haben keine Möglichkeiten sich dagegen zu wehren. Palmölunternehmen senken sogar den gesetzlichen Mutterschutz und drohen bei Protest mit Entlassung.

 

Wildtiertötung: Fragmentierung von Regenwald führt zu Konflikten. Tiger greifen aus Nahrungsmangel auf Nutztiere zurück oder müssen bewohnte Gebiete durchqueren wo sie dann auf Menschen treffen. Tiger sind für Wilderer ein gutes Geschäft und als Nebeneffekt der Entwaldung leichter zu erbeuten. Zwischen 1998 und 2001 wurden über 250 Tiger getötet oder lebend gefangen. Auch Orang-Utans sind von der Zerstörung von Lebensraum, dem Futtermangel und der Wilderei betroffen. Da sie aus Mangel an Alternativen oft in den Palmölplantagen nach Futter suchen, werden sie, ebenso wie Elefanten und andere Tiere, als „Schädlinge“ von den Plantagenarbeitern getötet. Zusätzlich wird das Fleisch wildlebender Tiere in vielen Fällen von Plantagenarbeitern gegessen, um den spärlichen Lohn aufzusparen, oder auf dem Schwarzmarkt verkauft, um den Lohn aufzubessern. Je größer eine Plantage und je mehr Arbeiter demnach vor Ort sind, desto größer wird der Druck auf die Wildtierpopulation.