Gesundheitliche Aspekte von Palmöl

 

Dass Palmöl stark wegen seiner umweltzerstörerischen Anbaumethoden in der Kritik steht, ist inzwischen hinlänglich bekannt. Weniger bewusst ist den meisten Verbrauchern hingegen, dass Palmöl durchaus auch gesundheitliche Risiken mit sich bringt. Hierbei sprechen wir natürlich nicht von dem rohen, roten Palmöl, das in Deutschland aber auch generell gar nicht genutzt wird. Diese Form des Palmöls ist gesundheitlich sogar positiv zu sehen. Da Palmöl zu einem Teil aus ungesättigten Fettsäuren besteht, hat rohes, also unraffiniertes Palmöl, ebenso positive Auswirkungen auf die Gesundheit, wie heimische unraffinierte, ungesättigte Öle. Zusätzlich enthält es sogar Carotinoide und Vitamin E. Ob das Öl raffiniert ist oder nicht, lässt sich an seiner Färbung erkennen. Nur das durch die Carotinoide rot gefärbte Öl ist noch nicht raffiniert worden. Bei der Raffination gehen die Färbung und auch viele der gesunden Inhaltsstoffe verloren.

Gesundheitlich bedenklich wird Palmöl vor allem in seiner raffinierten Version. Dies ist allerdings auch die Form des Palmöls, die in deutschen Produkten eingesetzt wird. Somit sind grundsätzlich erst einmal alle Lebensmittel, in denen Palmöl enthalten ist, betroffen. Die größten Gefahren ergeben sich hierbei nicht, wie oft angenommen, durch die gesättigten Fettsäuren im Palmöl, sondern vor allem durch die enthaltenen 3-MCPD- und Glycidyl-Fettsäureester.

3-MCPD und 3-MCPD-Fettsäureester

Freies 3-Monochlor-propan-1,2-diol (3-MCPD) entsteht beim Erhitzen vor allem fett- und salzhaltiger Lebensmittel, aber zum Beispiel auch bei Röstprozessen (Brot toasten, Kaffee rösten). Sojasaucen oder Brotrinden sind generell 3-MCPD belastet. Die Substanz hat in Tierversuchen in höheren Mengen Nierenschäden und gutartige Tumore ausgelöst. Eine erbgutschädigende Wirkung wurde allerdings nicht nachgewiesen. Tumore treten demnach erst nach der Überschreitung eines gewissen Schwellenwertes auf. Laut Weltgesundheits- und Welternährungsorganisation (WHO/FAO) wurde der Schwellenwert auf eine tolerierbare tägliche Aufnahmemenge (Tolerable Daily Intake = TDI) von 2 Mikrogramm 3-MCPD pro Kilogramm Körpergewicht festgelegt. Eine gelegentliche Überschreitung dieses TDIs ist unproblematisch. Erst nach einer längerfristigen Überschreitung kommt es zur Bildung der Tumore.

3-MCPD-Fettsäureester bilden sich, wenn Fette und Öle auf hohe Temperaturen erhitzt werden. Vor allem bei der Raffination von Fetten werden viele 3-MCPD-Fettsäureester gebildet. Es wird angenommen, dass aus einem Großteil der Fettsäureester während der Verdauung freies 3-MCPD entsteht. In nativen, unraffinierten Ölen sind kaum bis keine 3-MCPD-Fettsäureester vorhanden, diese können also unbedenklich verzehrt werden.

Da nicht vollständig untersucht ist, wie viel 3-MCPD durch die Verdauung aus 3-MCPD-Fettsäureestern entsteht und, da selbst gleiche Lebensmittel unterschiedlicher Marken verschieden hergestellt werden, ist es schwierig einzuschätzen, wie viel 3-MCPD man täglich zu sich nimmt und, ob der Schwellenwert dadurch bereits überschritten wird. Als Richtwert des Bundesinstituts für Risikobewertung (BfR) gilt: Männer, die am Tag 100 g der Pflanzenmargarine mit dem höchsten nachgewiesenen Anteil an 3-MCPD-Fettsäureestern verzehren, würden den TDI um das 5-fache überschreiten. Wie viel 3-MCPD-Fettsäureester die einzelnen Margarinen enthalten, variiert aber wiederum stark. Warum dies gerade für das Thema Palmöl wichtig ist, ist leicht erklärt: 3-MCPD-Fettsäureester kommen vor allem in raffinierten Ölen und Fetten vor. Das Palmöl in deutschen Produkten ist immer raffiniert. Noch dazu wurden die mit Abstand höchsten Werte für 3-MCPD-Fettsäureester in raffiniertem Palmöl gemessen.

Damit ist vom häufigen Verzehr der meisten Margarinen, Mayonnaisen, Schokoglasuren oder fetthaltiger Keksfüllungen sowie diverser Nuss-Nougat-Cremes abzuraten, da diese große Mengen an raffiniertem Palmöl enthalten. Auch Frittieröle und –fette sowie alle stark fetthaltigen Lebensmittel sind hoch belastet.

Leider ist auch Säuglingsmilchpulver stark von dem Problem betroffen. Es ist meist aus einer Variation an Ölen zusammengesetzt, da ein Säugling in seinen ersten Lebensmonaten eine Vielfalt an Nährstoffen benötigt. Diese Öle müssen aber raffiniert werden, einmal damit sie geschmacklich neutral sind, andererseits auch, um ihre Haltbarkeit zu verlängern. Der TDI für Säuglinge kann bei einer Ernährung mit Säuglingsmilchpulver längerfristig überschritten werden. Da eine adäquate Alternative aber leider nicht zur Verfügung steht, wird weiterhin zum Gebrauch von Säuglingsanfangs- und -folgenahrung geraten.

Glycidyl-Fettsäureester

Auch Glycidyl-Fettsäureester bilden sich bei der Raffination von Ölen und Fetten. Im Laufe des Raffinationsprozesses (z.B. Hitzebehandlung, Desodorierung) entstehen aus Fettmolekülen unter anderem die Glycidyl-Fettsäureester. Wiederum ist der Inhaltsstoff in unraffinierten Ölen und Fetten nicht zu finden. Ebenso wie auch bei den 3-MCPD-Fettsäureestern können Glycidyl-Fettsäureester in fast allen Lebensmitteln vorhanden sein.

Glycidyl-Fettsäureester sind deshalb so gesundheitsschädlich, weil sie bei der Verdauung aufgespalten werden und Glycidol freisetzen. Glycidol wiederum ist als gentoxisch karzinogen, also wahrscheinlich beim Menschen krebserregend, eingestuft worden. Eine unbedenkliche Aufnahmemenge kann somit gar nicht erst festgelegt werden, da der Verzehr auf jeden Fall als bedenklich gelten muss. In welchem Umfang Glycidol aus Glycidyl-Fettsäureestern bei der Verdauung freigesetzt wird, ist noch nicht bekannt.

Was jedoch bekannt ist, ist, dass erneut das raffinierte Palmöl die mit Abstand stärkste Belastung an Glycidyl-Fettsäureestern aufweist. Eine erste vorsichtige Einschätzung der Belastung raffinierter Öle bietet diese Tabelle des Bundesinstituts für Risikobewertung:

Matrix (Anzahl) 3-MCPD-Ester(*) Glycidylester (*)
Palmöl (5) 2,6 mg/kg 2,9 mg/kg
Olivenöl (5) 1,2 mg/kg 0,3 mg/kg
Sonnenblumenöl (4) 0,8 mg/kg 0,4 mg/kg
Rapsöl (3) 0,4 mg/kg < 0,1 mg/kg
Sojaöl (3) 0,9 mg/Kg 0,4 mg/kg
Distelöl (3) 1,4 mg/kg 0,8 mg/kg
Maiskeimöl (3) 1,7 mg/kg 0,6 mg/kg
Quelle: Bundesinstitut für Risikobewertung

PDF Download

(*) berechnet als 3-MCPD bzw. als Glycidol Bei den genannten Daten handelt es sich um erste Messergebnisse mit einer neu entwickelten Methode aus einem Labor. Es liegen weder validierte und von anderen Einrichtungen bestätigte Analyse-Ergebnisse, noch Daten zu zusammengesetzten Speisefetten wie Margarine und zu Säuglingsmilchnahrung vor. Deshalb können derzeit mit den genannten Daten keine konkreten Expositionsschätzungen durchgeführt werden. Für eine vorläufige überschlägige Abschätzung geht das BfR im Kapitel 3.4.5 von einem hypothetischen Glycidol-Gehalt entsprechend 1 mg/kg Fett aus.

Dies führt dazu, dass alle Nahrungsmittel mit einem Anteil an raffiniertem Palmöl als gesundheitlich problematisch angesehen werden müssen. Wiederum sind stark fetthaltige Lebensmittel auch am meisten betroffen.

Auch industriell gefertigte Säuglingsmilch ist wegen seines hohen Anteils an raffinierten Fetten aller Wahrscheinlichkeit nach belastet und kann zu einem erhöhten Krebsrisiko bei nicht-gestillten Kindern führen. Aus Mangel an Alternativen wird allerdings weiterhin zum Verzehr industriell gefertigter Anfangs- und –folgenahrung für Säuglingen geraten.

Nach Betrachtung all dieser Aspekte hält der SAVE Wildlife Conservation Fund den Einsatz von Palmöl, vor allem in den zurzeit verwendeten Mengen, für gesundheitlich bedenklich. SAVE hält es für eine Frage des Verbraucherschutzes, ein erlaubtes Höchstmaß an Palmöl für Produkte festzulegen. Unternehmen müssen dringend ihre Produktreihen auf die gesundheitlich unbedenklicheren heimischen Öle umstellen. Firmen verschließen Augen und Ohren vor dem Problem und führen Verbraucher mit dem Verzicht auf Deklaration in die Irre. Vor allem Unternehmen, die gar nicht bereit sind, die Inhaltsstoffe ihrer Artikel auf heimische Öle umzustellen, zeigen deutlich, dass sie kein Interesse an der Gesundheit der Käufer haben, sondern dass es ihnen allein um den Einsatz möglichst billiger Rohstoffe geht, damit ihre Gewinnspanne größer wird.